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NAVA, DIE UNWIDERSTEHLICHE DÄMONENJÄGERIN-AVARITIA (Taschenbuch)

NAVA, DIE UNWIDERSTEHLICHE DÄMONENJÄGERIN-AVARITIA (Taschenbuch)

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Alle Taschenbücher sind vom Autor digital signiert. 

Nava ist einem dämonischen Serienmörder auf den Fersen und arbeitet endlich mit ihrem Bruder zusammen. Bei dieser Mission sollten endlich alle ihre Träume wahr werden, doch stattdessen wird sie zu einem Alptraum, in dem es um einen Machtkampf geht. Und es kommt noch schlimmer, weil sich ihr Zwillingsbruder weigert, an eine Verschwörung innerhalb der Bruderschaft zu glauben.

Sie ist entschlossen, Beweise für deren schmutzige Machenschaften zu finden, auch wenn sie dabei riskiert, die Verbindung zu ihrem Bruder auf unwiderlegbare Weise zu brechen.

Und wo wir gerade dabei sind, aufdringlichen Männern eins auszuwischen...

Nava ist ganz vernarrt in den heißen Rockstar und Jägerkollegen Rohan Mitra. Es gibt einen regelrechten Festschmaus an Jungenoptionen da draußen, und dieses Mädchen ist jetzt Freiwild.

Als die Jagd auf Dämonen ihre erste Liebe, Cole, zurück in ihr Leben bringt, sind ihre Rachefantasien für einen Abschluss - an allen Fronten - in vollem Gange.

Bisher sind jedoch weder ihre alten noch ihre neuen Wunden so geheilt, wie sie annimmt. Dabei lautet ihr Mantra weniger „Hoffnungslos verliebt“, sondern eher „Es gibt Schlimmeres, das ich tun könnte.“

Eine freche Heldin, knallharte Action und eine pikante Liebesgeschichte. Dieser urkomische Abenteuerroman trifft einen mitten ins Herz, wenn man am wenigsten damit rechnet.

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Kapitel 1

„Ich könnte jetzt einen Mann oder einen Burrito vertragen.“ Ich rieb mir den Bauch, der seidige Stoff der langärmeligen Tunika, die ich als Minikleid trug, glitt zwischen meinen Fingern hindurch. Wenn man Fernsehsendungen und Buchcovern Glauben schenken würde, dann würde ich meine Feinde mit glattem Haar und von Kopf bis Fuß in Leder gekleidet verfolgen. Leider reagierten meine Locken allergisch auf Glätteisen und von engen Lederhosen bekam ich Hefepilzinfektionen. Das hatte ich auf die harte Tour lernen müssen.

„In dieser Reihenfolge?“ Die körperlose Stimme meines Zwillingsbruders Ari erklang aus dem Schatten.

Ich wich etwas Wasser aus, das aus einer kaputten Regenrinne auf das Kopfsteinpflaster der Gasse tropfte, und erinnerte mich an meinen klassischen Zweireiher-Trenchcoat, den ich in der Bar gelassen hatte. „Kommt drauf an, wie gut der Burrito ist.“

Die verbeulte Hintertür der Bar öffnete sich und ein Schwall Musik und lautes Geplapper drangen aus dem Inneren, zwei Dämonen in Menschenform erschienen.

Ich reckte ihnen das Kinn entgegen. „Das hat ja lange genug gedauert.“

Der größere der beiden, Zale, kam in seiner weißen Shitcatcher-Hose auf mich zu, die weiße Weste hatte er sich eng über den drahtigen Oberkörper gezogen und sein Filzhut saß lässig auf seinem kahlen schwarzen Kopf. Er richtete seinen Zeigefinger und seinen Daumen wie eine Pistole auf mich. „Schon gut, schon gut, schon gut.“

Verdammter Möchtegern-Matthew-McConaughey. Das Original war mehr als genug.

Im schummrigen Lichtkegel, der von der einzigen Glühbirne über der Tür geworfen wurde, stolzierte ich ihnen auf meinen zehn Zentimeter hohen Absätzen entgegen, wobei eine leichte Brise meinen Saum küsste. „Ihr habt mir Hexen versprochen.“ Ich ließ einen Finger über seinen Oberkörper gleiten. „Werdet ihr euer Wort halten?“

Sein Freund Dmitri brüllte vor Lachen.

Zale schenkte ihm ein amüsiertes Lächeln. „Du willst die Ware? Dann her mit der Kohle.“ Er tastete nach seinem Hosenbund.

Ich aktivierte meine Magie.

Und ratet mal. Ich war schneller. Elektrizität schlängelte sich wie ein gegabelter Blitz aus meinen Fingerspitzen.

„Die Andeutung, dass ich bereit wäre, dir für ihren Aufenthaltsort einen zu blasen?“ Ich lächelte süßlich und riss den Beton neben seinen Shell-Toe-Schuhen auf. „Eine glatte Lüge.“

Zale verschwand aus meinem Blickfeld. Das beunruhigte mich nicht weiter, weil dieser Raku-Dämon nur auf kurze Distanz fähig war, sich in Blitzgeschwindigkeit zu bewegen, und sich bereits ein Schatten aus der Dunkelheit gelöst hatte, um mir zu folgen. Ari, mein Dämonenjägerkollege.

Das spitzbübische Grinsen meines Bruders, als er den Dämon verfolgte, machte nur allzu deutlich, wie sehr ihm die Verfolgungsjagd gefiel.

„Was bist du?“ Dmitris perplexes und verständnisloses Blinzeln passte gut zu seinem spülmittelblonden Dutt und den engen, geblümten Hosen, beleidigte mich aber trotzdem. „Ich bin eine Rasha.“

Er lachte. „Du kannst keine Jägerin sein, du bist ein Mädchen.“

Mit einem empörten Keuchen schlug ich mir die Hand auf die Brust. Habe ich das richtig verstanden? Verdammt, ich hatte einen großartigen Vorbau. „Ich kann auch nicht singen, aber das hält mich nicht davon ab, für das Vorsingen bei The Voice zu üben. Also, aufgepasst. Ich bin ein Mädchen und eine Rasha.“

Er gab einen Laut des Ekels von sich.

Mit dieser Art von Respektlosigkeit konnte ich heute nicht umgehen, also jagte ich ihm einen Stromstoß in den Schritt.

Der Felan-Dämon ging in die Knie, sein keuchender Atem erinnerte stark an einen sterbenden Dudelsack.

„Was hast du gesagt?“, fragte ich.

Plötzlich schossen fünf Tentakel aus seiner Brust wie die Arme Shivas, wobei der, der mir am nächsten war, mit einem schleimigen Schmatzgeräusch auf dem Boden aufschlug. Die Luft stank nach Patschuli und Schimmel.

Ich rieb mir meine tränenden Augen. „Dir fehlt ein Tentakel.“

„Ich bin perfekt, so wie ich bin.“ Seine geknurrte – und problembeladene – Antwort ließ mir die Nackenhaare zu Berge stehen, aber der eigentliche Schock war der vordere Tentakel, der meinen Unterarm peitschte.

Man nehme die Präzision eines Bienenstichs und vergrößere sie um die zerstörerische Kraft einer Atombombe. Das entsprach in etwa dem glühenden Brennen, das seine lähmende Berührung durch alle Nervenstränge in meinem Körper schoss. Ich keuchte, während mein Arm heruntersackte.

Der Felan kicherte.

„Halt die Klappe, Arschgesicht. Wenigstens trage ich keine geblümten Hosen.“ Ich versuchte, meinen Arm zu bewegen, doch er baumelte wie eine schlaffe Nudel hin und her.

Er befingerte den Stoff seiner Hose. „Ich trage diese Hose aus purer Ironie.“

„Nicht in Kombination mit dieser Haarpracht, die du nicht hast. Du könntest genauso gut einen Button tragen, auf dem steht: Ich bin ein Dämon, fragt mich einfach!“ Mein Arm fühlte sich an wie mein Mund nach einer Zahnbehandlung an: taub, geschwollen und schwerfällig. Wäre mein Ellbogen in der Lage zu sabbern, hätte er es sicher getan.

Ein Streifen Mondlicht leitete mich, als ich meine Magie auf Dmitri abfeuerte, aber das lähmende Gift, dick und klebrig wie Sirup, breitete sich bereits in meinem Körper aus. Meine magischen blauen und silbernen Lichtströme kamen nur noch aus mir herausgestottert, sodass der Dämon ihnen mit Leichtigkeit ausweichen konnte.

Dmitri kam näher herangetaumelt, schloss einen Tentakel um meinen Knöchel und zog an. Ich plumpste auf den Hintern, meine Beine wackelten wie feinste Götterspeise. „Nettes Höschen“, bemerkte er.

Allein für diese schreckliche Bemerkung hätte ich ihn am liebsten umgebracht, aber mein Herz hämmerte mir mit einer unerträglichen Geschwindigkeit in der Brust. Er drückte mich nieder und wickelte mir um jedes Körperteil einen Tentakel, als wäre ich Gulliver, der von den Liliputanern gefangen gehalten wurde.

Mein Körper wurde steif wie ein Surfbrett. Ich stieß einen erstickten Schrei aus, der Schmerz war so heftig, als hätte man brodelnde Lava über mich gegossen. Halb war ich davon überzeugt, dass mir das Fleisch von den Knochen schmolz. Mit zusammengebissenen Zähnen zwang ich meine Magie aus mir heraus. Animierte Blitze tanzten über meine nun blaue Haut und eine elektrische Welle kam aus meinem Körper geschossen, um sich wie Stacheldraht um den Dämon zu wickeln.

Das warf den Felan-Dämon zwar nur einen halben Schritt rückwärts, aber zumindest hatte sich sein Griff um meine Gliedmaßen gelockert. Ich konnte mich immer noch nicht bewegen, aber immerhin tief durchatmen.

„Die Hexen. Wie kann ich sie finden?“ Ich zog mein magisches Netz fester um ihn und empfand eine perverse Genugtuung, als ihm die Augen aus dem Kopf traten.

„Stadtgelaber. Ein Mythos.“ Er fuchtelte mit seinen Tentakeln herum, die sich in meinem Netz verfangen hatten. „Es gibt keine Hexen, Idiotin.“

Mein Blickfeld verschwamm zu schwarzen Klecksen, das Gift hatte sich bereits in meinem ganzen Körper ausgebreitet. Meine Lunge brannte, meine Nerven lagen blank, ich musste ihn erledigen, und genau in diesem Augenblick entdeckte ich mehrere zitronenfarbene Tentakelspitzen, die auf seinen verwundbaren Punkt hinwiesen. Seine Achillesferse und die Stelle, auf die ich meine Magie richten musste, um ihn zu töten.

Ich schöpfte mein letztes Molekül an Energie aus und beschoss Dmitri mit so viel Magie, dass er wie ein gut durchgebratenes Steak verkohlte. Die Luft stank nach fauligem Grillfleisch, aber ich hatte seinen wunden Punkt getroffen und ihn mit einem Hauch von zitronenfarbenem, aber nach Hippie riechendem Staub ins Jenseits befördert. Wenigstens musste ich nicht hinter mir aufräumen. Das Fehlen einer Leiche ist der einzig gute Beitrag, den ein Dämon leistete.

Mit verkrampften Fingern tastete ich nach dem Bund meiner Spanx, holte den umfunktionierten EpiPen heraus, der an meiner Hüfte befestigt war, und rammte ihn mir in den Oberschenkel. Dank des schnell wirkenden Gegengifts minderte sich das Level meines Schmerzempfindens von „abgezogener Haut“ in „wahnsinniges Wimmern“. Viel besser. Ich wackelte mit den Fingern, froh, dass ich sie noch bewegen konnte, dann fiel ich um, wobei ich mich mit den Händen auf den Pflastersteinen abstützte. Zum Glück waren die Steine trocken. In einer nicht identifizierbaren Pfütze zu landen, wäre eine zu große Demütigung gewesen.

Die Glühbirne über der Hintertür knackte und zischte. Ich wandte den Kopf zur Seite, um nicht von den umherfliegenden Splittern getroffen zu werden, und setzte mich auf.

Mit weit aufgerissenen Augen verschwand Zale in der Gasse. Schatten drängten heran, als hätten sie Masse und Gewicht, und verströmten einen ascheartigen Geruch. Der Raku wich zurück, war aber bereits von allen Seiten von Dunkelheit umzingelt.

Die Magie meines Bruders hatte eine träge Eleganz.

Zale stieß einige äußerst homophobe Beleidigungen aus, die sich auf Aris Beziehungen zu seinen Rasha-Gefährten bezogen, und zwar auf eine Art und Weise, von der ich fast sicher war, dass sie ausgeschlossen waren. Die Schatten dehnten sich aus, als würden sie einen tiefen Atemzug nehmen, bevor sie sich um Zales Arme und Oberkörper wickelten. Sie schleuderten den Dämon gegen die Ziegelmauer und als sein Schädel aufschlug, verstummte er kurzzeitig.

Ich zog den aufgemotzten EpiPen heraus, der immer noch aus meinem Bein ragte. Er enthielt ein felanisches Gegenmittel, das uns von der Bruderschaft Davids zur Verfügung gestellt wurde, dem testosterongeladenen Geheimbund der Dämonenjäger, deren erstes weibliches Mitglied ich geworden war. Das Gegenmittel hatte das Schlimmste des Giftes –

den tödlichen Anteil – neutralisiert, so dass ich nur noch mit blauen Flecken und Schrammen zu kämpfen hatte. Ein ganz normaler Mittwoch.

Zale wehrte sich, als Ari, eine blassblaue Silhouette, näher kam. Die Sehnen des Raku begannen unter seiner Haut zu reißen, als er sich gegen seine Fesseln stemmte. „Verdammter Psycho.“

Ari hielt inne. Er krümmte seine Finger. Mit einem heftigen Ruck rissen die Schatten, die Zale festhielten, ihm beide Arme aus den Gelenken. Das Gebrüll des Dämons ging in ein Husten über, als ein Schatten seine Brust hinaufkroch, sich um seinen Hals wickelte und ihm die Luft abschnürte.

„Ari.“ Ich rappelte mich auf.

Die Augen meines Bruders funkelten gefährlich. Er brachte sein Gesicht unheimlich nah an das des Dämons heran, woraufhin Zale zusammenzuckte.

„Buh“, rief Ari mit einem fiesen Grinsen und stieß einen Schatten in Form einer Faust in Zales Bauch. Sein verwundbarer Punkt. Der Raku keuchte und verschwand, tot.

Mit einer flinken Bewegung fing Ari Zales Filzhut auf, bevor er auf dem Boden auftraf, und setzte ihn sich auf den Kopf.

Igitt. Ich schleuderte ihm meinen gebrauchten EpiPen entgegen, der ihn an der Schulter traf und dann klappernd auf den Boden fiel. „Ernsthaft?“

Ari ruckte mit dem Kopf Richtung Hintereingang der Bar. „Bereit, reinzugehen?“

Wohl kaum nach dieser Junior-Drio- Folter-Imitation.

Ich hob den EpiPen auf, tauschte ihn gegen einen dicken Joint aus meiner winzigen Handtasche, die ich mir um den Körper geschlungen hatte, löste eine Haarnadel aus meiner Frisur und befestigte sie als Halterung, bevor ich ihn mir anzündete.

Ich blies eine lange Rauchsäule in die laue Mainacht hinaus und meine Haut nahm wieder ihren normalen schneeweißen Teint an.

„Wir werden einen anderen Weg finden, um an die Hexen heranzukommen“, meinte Ari.

„Ich weiß.“ Aber mir gingen langsam die Ideen aus. Im vergangenen Monat hatten wir die Wicca-Gruppen auf dem Campus und die Mitarbeiter der New-Age-Buchhandlung Acacia Books unter die Lupe genommen. Als keiner dieser Wege zum Ziel führte, taten wir das, was wir Rasha am besten konnten: Wir arbeiteten uns nach oben – oder besser gesagt, wir töteten uns nach oben – einen Dämon nach dem anderen, bis wir auf dieses Duo getroffen waren. Ich war davon überzeugt gewesen, dass Zale und Dmitri die Schlüsselfiguren darstellten, um echte Hexen aufzuspüren und nicht nur Frauen, die die Götter mit ihren teuren Bambuskleidern und New-Age-Buschtrommeln priesen.

Traurigen Posaunenklang einfügen.

Ari machte eine Gib-Schon-Her-Bewegung und zu meiner Überraschung tat ich es. Mein ganzes Leben lang war mein gutaussehender, ernster Zwillingsbruder die bessere Hälfte zu meiner „nicht-ganz-so-guten“ Hälfte gewesen. Für meine Eltern war er der „Goldjunge“ und ich „die große Enttäuschung“. Das Einzige, das wir uns teilten, waren unsere blaugrauen Augen und unsere absolute Verbundenheit.

Als ich es geschafft hatte, Ari seinen rechtmäßigen Platz als Rasha zu geben, wettete ich, dass sich seine Kräfte, die normalerweise einen Aspekt der Persönlichkeit des Jägers widerspiegelten, als eine Art Erd-Magie manifestieren würden. Stetig. Standfest. Geerdet.

Ich hatte fünfzig Mäuse verloren.

Ari zündete sich den Joint an und inhalierte ihn praktisch.

„An deiner Technik müssen wir noch etwas feilen.“ Unser Freund und Rasha-Gefährte Kane Hashimoto kam aus der Bar und gesellte sich zu uns, die Hände in die Taschen seiner dunklen Jeans geschoben, das dunkle Haar noch aufwendiger als sonst zu Stacheln gegelt.

Ari zog die Augenbrauen hoch und inhalierte so tief, dass sich seine Wangen aushöhlten, bevor er den Joint an mich weiterreichte.

„Bäh. Nachdem, was du damit angestellt hast, will ich ihn eigentlich fast gar nicht mehr.“

Mein Bruder bot ihn Kane an, der den Kopf schüttelte.

„Äh, entschuldige bitte“, meckerte ich und schnappte mir den Joint. „Ich sagte fast.“ Ich nahm einen Zug und ließ das Brennen meine Lunge durchdringen.

Eine Gruppe Freundinnen klapperte mit ihren Absätzen über den Beton und lief mit schrillem, betrunkenem Gelächter an unserer Gasse vorbei. Früher, vor der Dämonenjagd, war ich so sorglos gewesen. So selbstvergessen. Ich klammerte mich an den Klang ihres Lachens, hüllte mich wehmütig darin ein und ließ es wieder los.

„Wie ist die Erkundungsmission gelaufen?“, erkundigte sich Kane. Er hatte meine Ansicht geteilt, dass Ari und ich den Felan und den Raku ohne Probleme allein erledigen konnten.

„Sackgasse.“ Ich betrachtete die zischende, glühende Jointspitze; der süßliche Rauch, der uns umgab, war eindeutig besser als der Gestank nach verrottendem Abfall, der aus dem nahe gelegenen Müllcontainer drang.

Ari klopfte mir mitfühlend auf die Schulter. Er würde mir helfen, weiter nach den Hexen zu suchen, um mit der Frau in Kontakt zu treten, von der ich hoffte, dass sie meine Mentorin werden könnte. Ich wollte eine Freundin und eine Anführerin, die sowohl Magie besaß als auch weiblich war, denn die Bruderschaft war in dieser Hinsicht völlig unterbesetzt.

Das war jedenfalls der Grund, den ich Ari und Kane für meine Suche nach ihr genannt hatte.

Mein Bruder tippte sich an den Kopf. „Ich habe einen Hut.“

Kane verzog das Gesicht. „Dämonische Läuse.“

„Der Dämon hatte eine Glatze“, konterte Ari.

Doch diese Erklärung überzeugte Kane nicht. Er schnappte sich den Filzhut und warf ihn in den Müllcontainer. „Gern geschehen.“

Ari schüttelte den Kopf, seine Lippen waren zu einer schmalen Linie verzogen.

„Wenigstens kannst du dir einen weiteren Kill auf deiner Punkteliste gutschreiben, Bruderherz, womit du immer noch an zweiter Stelle hinter moi liegst“, verkündete ich.

„Nur in deiner betrügerischen Realität.“ Er schnappte sich den Joint.

Kane lachte. Der aus Japan stammende Kanadier mit den markanten Wangenknochen und dem schlanken Körper kannte nur zwei Arten, sich zu kleiden: knapp oder schrecklich. Heute Abend hatte er sich für Option Nummer zwei entschieden, ein Alptraum aus technicolor gestreiftem Eurotrash. Er krempelte seine Ärmel hoch und faltete die Aufschläge nachlässig um.

„Sieh dich nur an, mein Großer“, bemerkte ich, „du hast immer noch dein Hemd an.“

„Die Nacht ist noch jung, Baby Killerin.“ Er starrte mich an. „Du siehst beschissen aus.“

Ich klickte ein paar Mal mit dem Feuerzeug. „Und dabei wollte ich doch total beschissen aussehen.“

Ari nahm noch einen Zug, dann hielt er mir den Joint erneut hin. Ich winkte sein Angebot ab. Wenn ich die regenbogenfarbenen Hämatome auf meinen Armen als hübsches Accessoire betrachtete, hatte ich genug.

Vom anderen Ende der Gasse ertönten Schreie, weil dort ein Crack-Deal stattfand. Da es sich um menschliche Akteure handelte und der Käufer abgehauen war, mischte ich mich nicht ein, obwohl mir die teuren Eintrittsgelder, die ich früher am Abend bezahlt hatte und die ich für die Beschaffung von Lebensmitteln für den Süchtigen hätte verwenden können, übel aufstießen. In dieser Gegend von Vancouver prallt die starke Gentrifizierung auf die einkommensschwachen Viertel, und diese unausgeglichene Kombination ist für jeden mit einem Gewissen unangenehm. Auch für mich.

Kane ging zu dem Dealer hinüber, der an der Wand eine Zigarette rauchte.

Ari sah den Mann stirnrunzelnd an, als versuche er ihn einzuordnen. „Scheiße.“ Er drückte den Joint aus und eilte Kane hinterher, ich an seinen Fersen, um die Aufmerksamkeit meines Bruders zu erregen und mir die Situation von ihm erklären zu lassen.

Ari erreichte Kane, bevor dieser den Dealer erreichte. Er stellte sich zwischen Kane und den Mann, aber Kane wich ihm geschickt aus, seine Augen auf den Dealer gerichtet.

„Du solltest deinen Beruf überdenken.“ Kane lächelte grimmig.

„Ach ja?“ Der Dealer schnippte seine brennende Kippe nach Kane.

Kane fing sie, zerquetschte sie in seiner Hand und schleuderte sie zurück. Die Kippe traf den Dealer an der Nase. Als Vergeltung zog der Dealer ein Messer und stürzte sich auf ihn, aber Kane fing den Angriff mit einem fast schon gelangweilten Gesichtsausdruck ab, indem er den Arm des Angreifers immer und immer wieder gegen die Wand schlug, bis das Messer klappernd zu Boden fiel.

Kane presste seine Handfläche auf die Wange des Dealers und drückte dessen Kopf gegen die Ziegelsteine. Die Haut des Rashas bekam einen violett schillernden Glanz.

Der scharfe Geruch nach Salz brannte mir in der Nase.

Ari gab ein Tsch-Geräusch von sich.

Der Dealer hob die Hände. „Immer mit der Ruhe, Mann.“

Kane riss dem Kerl lässig das Ohr ab.

Ich riss die Arme hoch, um die Blutspritzer abzuwehren, aber es gab keine. Die Haut des Dealers riss einfach auf und schlaffe, gesprenkelte Kiemen kamen zum Vorschein. Er wehrte sich, aber Kane hielt ihn fest.

„Du hättest auf mein Angebot eingehen sollen.“ Kane schlug seine mit Gift beschmierte Hand auf die Kiemen. Der Dämon löste sich unter Kanes giftiger Berührung einfach auf und verschwand, tot.

Kane schwankte und streckte die Hand aus, um das Gleichgewicht zu halten. Ari versuchte, ihn an der Schulter zu packen und zu stützen, aber Kane stieß ihn von sich. „Lass das. Mir geht's gut.“

„Klar. Bis deine Nieren versagen, du Idiot.“

Kane schenkte uns ein strahlendes Lächeln. „Aber wie alles an mir soll auch mein Untergang glorreich sein.“

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