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NAVA, DIE UNWIDERSTEHLICHE DÄMONENJÄGERIN - INVIDIA (Taschenbuch)

NAVA, DIE UNWIDERSTEHLICHE DÄMONENJÄGERIN - INVIDIA (Taschenbuch)

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Alle Taschenbücher sind vom Autor digital signiert. 

50% Brüste.
50% Sarkasmus.
100% neue Generation von Jägern.

Nach einem holprigen Start als einzige weibliche Dämonenjägerin in der streng geheimen Bruderschaft Davids begibt sich Nava auf ihre erste Undercover-Mission nach Prag. Ihr Auftrag: einen dämonischen Filmstar enttarnen.

Sie wäre Feuer und Flamme, wäre da nicht die Tatsache, dass ihr Teamkollege mit gewissen Vorzügen Rohan dabei ist, seinen Rockstar-Status zurückzugewinnen und Nava die Rolle seines Groupies zugewiesen bekommen hat.

Nava ignoriert die Anweisung, ein braves Mädchen zu sein und den Befohlen der Männer zu gehorchen, und entfesselt dabei ein Alter Ego, das ihre prominente Zielperson garantiert in den Bann zieht und Rohan in den Wahnsinn treibt.

Die Lage spitzt sich immer weiter zu, bis sich Nava mit Rohans Vergangenheit, der altmodischen Denkweise der Bruderschaft und ihren eigenen Identitätsproblemen konfrontiert sieht, was ihr Privatleben zu einer Bombe werden lässt, die die gesamte Operation in die Luft jagen könnte.

Funkeln und töten – so sieht der Plan aus.

Eine freche Heldin, knallharte Action und eine pikante Liebesgeschichte. Dieser urkomische Abenteuerroman trifft einen mitten ins Herz, wenn man am wenigsten damit rechnet.

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Kapitel 1

„Steck ihn schon rein“, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Der feuchte, bröckelnde Kellerboden, auf dem ich lag, fühlte sich kalt unter meinem Rücken an, während der zwei Fuß lange, rattenartige Dämon, der mich in seinen Klauen festhielt, sich einen Scheißdreck um meine Vorderseite scherte.

Rohan Mitra, ehemaliger Rockstar und seit einigen Jahren Dämonenjäger, schüttelte seine zerzauste, dunkle Mähne und seine vollen Lippen verzogen sich in sichtbarer Abscheu. „Ich werde meinen Finger auf keinen Fall da reinstecken. Wenn du es so sehr willst, dann tu es selbst.“

Ich rammte der Vral einen Ellbogen in den Unterkiefer und schleuderte ihren Kopf zur Seite, damit die doppelte Reihe rasiermesserscharfer Schneidezähne des Dämons meine Schulter nicht erwischen konnte. Ein Biss und ich wäre gelähmt.

Und ihr Mittagessen.

„Jetzt bist du plötzlich ganz zimperlich, wenn es darum geht, deinen Finger in Stellen zu stecken, wo er nicht hingehört?“

„Ich werde es mir überlegen, wenn sie so nett darum bettelt wie du, Nava.“

Die Vral schnappte nach mir, das Geräusch ihrer Zähne war ein lautes Knacken in meinen Ohren. Ihr feuchter Rülpser, der nach fauligem Fleisch roch, wehte zu mir hinüber.

Ich versuchte, meine Nase mit der Schulter zu bedecken, vor Anstrengung, sie in Schach zu halten, spannten sich meine Armmuskeln an. „Leck mich, Mitra.“

Er nippte an seinem Milchkaffee. Makellos stand er in seinem kamelfarbenen Trenchcoat da, der eher zu einem Theaterabend als zu einem Kampf gegen einen Dämon gepasst hätte. Doch wie sich herausstellte, hegte Rohan keinerlei Absichten, sich an diesem Kampf zu beteiligen, da er ihn als Training für die Neue betrachtete.

Über ihm zischte eine Glühbirne, das Licht wurde schwächer und die Schatten, die die Lampe auf die verbogenen Balken und die schäbigen Wände warf, wirkten fast romantisch.

Rohan besaß die Frechheit, auf die Uhr zu sehen.

„Lass dich bloß nicht von mir aufhalten.“ Ich schoss Blitze aus meinen Augen auf die Vral und sie zuckte zusammen, wobei sie ihr gesamtes Gewicht auf mich stützte. Blitze aus den Händen zu schießen, war so was von Anfänger-Level. Ich rollte mich zur Seite, aber die Dämonin stürzte sich erneut auf mich. Wir purzelten in den Schatten und ihre Zähne blitzten in der Dunkelheit auf.

„Dann mach sie fertig“, forderte er mich auf.

„Ich versuche es, aber ich glaube nicht, dass ich auf diese Weise irgendetwas bei ihr ausrichten kann.“

Rohan nahm einen weiteren Schluck von seinem Kaffee. „Dann bring sie dazu, es zu wollen.“

Wenn ich mich weiter mit dem Dämon herumschlagen würde, würde mich das nur erschöpfen und dann würde ich sterben. Na schön, ich würde im weitestgehenden Sinne sterben. Denn Rohan würde nicht zulassen, dass man mich endgültig erledigte.

Ich spann ein elektrisches Netz um den Körper der Vral und lähmte sie vorübergehend mit meiner Magie, damit ich mich befreien konnte. Mein Problem? Die einzige Möglichkeit, einen Dämon dauerhaft auszuschalten, bestand darin, seinen wunden Punkt zu finden. Mein anderes Problem? Jeder Dämon hatte eine andere Schwachstelle. Bei den Vrals war es das linke Auge. In diesem speziellen Fall war es jenes Auge, das ihr fast aus der Höhle quoll und voller Eiter war. „Wenn ich ihren Augapfel sprenge, spritzt der Dämonenschleim überall hin.“

„Es geht immer um das Harte und Schmutzige“, erwiderte er. „Aber auch das Sanfte hat seinen Reiz, wie du weißt.“

Die Vral, von der ich dachte, sie stünde noch unter den Auswirkungen meiner magischen Lähmung, schlang plötzlich ihren Schwanz um meinen Arm. Ich war überrascht. Was wie glattes Fell ausgesehen hatte, war in Wirklichkeit Dutzende von winzigen Widerhaken. Ich riss mich los und mir drehte sich der Magen um, als ich meinen Arm betrachtete, der jetzt wie rohes Burgerfleisch aussah, und versetzte dem Dämon einen elektrischen Schlag in die Brust. „Nun mach schon! Benutze vorsichtig eine deiner Klingen, um die Ausgeburt der Hölle damit zu durchbohren!“

Die Vral verkrampfte unter dem lauten elektrischen Knistern meiner magischen Kräfte und klammerte sich an mich, wobei sie mit ihren Krallen meinen Pullover zerfetzte. Acht blutende Wunden waren nicht das, was ich mir unter Körperschmuck vorstellte.

Die Luft stank nach verbranntem Fell, was allerdings nicht in Relation zu dem abgestandenen Körpergeruch stand, den die Kreatur absonderte, und dem Müllsaft, der in die Wände dieses Hausbesetzerparadieses gesickert war.

„Hör auf, mit dem Teil deines Gehirns zu agieren, der flüchten will, sondern stell dich dem Kampf“, rief Rohan mir zu.

Ich wälzte mich über den Boden und kniff die Augen zusammen, damit mir Blut und Schweiß nicht die Sicht raubten. Die Krallen der Vral bohrten sich in meinen Rücken. „Was glaubst du, was ich hier tue?“

„Ein Nickerchen? Baruch hat dir mehr als das hier gezeigt.“

Ja, drei ganze Wochen lang. Ich brummte einen anatomisch unmöglichen Vorschlag in Rohans Richtung und wandte eine Selbstverteidigungstaktik an, die mir Baruch eingeschärft hatte. Bevor die Dämonin aufhörte zu zittern, schlang ich mein rechtes Bein um ihr linkes Vorderbein, um sie festzuhalten, und legte dann meinen rechten Arm fest um ihren Körper. Meine Finger gruben sich tief in ihr drahtiges, verbranntes Fell und berührten etwas Matschiges, das sich in ihrer Seite verfangen hatte.

Bitte mach, dass das kein Obdachloser ist, der von ihrer letzten Mahlzeit übriggeblieben ist.

Ich stemmte meinen linken Fuß fest auf den Boden und sprang auf, wobei sich meine Hüften in die Luft hoben. Die Kombination aus Schwung und doppelter Zug- und Druckkraft meiner Arme, als ich meine linke Hand in das Fell der Dämonin schlug, ermöglichte es mir, mich auf ihren Rücken zu schwingen.

„Das ist schon mal ein Anfang“, bemerkte Rohan.

Knurrend bockte die Vral unter mir wie ein gestandener Rodeobulle. Ich landete auf dem Hinterteil und kam keuchend wieder auf die Beine, wobei mein rechtes Bein wegknickte, als ich rückwärts über ein Stück Deckenplatte stolperte.

Rohan tadelte mich: „Wir sind die Gefallenen Engel, nicht die fallenden Engel. Versuch, dich auf den Beinen zu halten.“ In einem Anfall von übersteigertem Egoismus hatten sich meine männlichen Jagdkollegen die Gefallenen Engel genannt. Ich hatte diese Bezeichnung gnädigerweise übernehmen dürfen.

„Du bist saukomisch.“

„Ja, das bin ich wohl“, antwortete er mit einem aufgesetzten, vornehmen, britischen Akzent, der mich berauschte wie ein Schuss flüssiger Sex. Er deutete auf den mit Müll übersäten Boden. „Achte auf dein Umfeld“, sprach er mit normaler Stimme weiter – einem rauchigen Bariton und seinem samtigen, kalifornischen Akzent. „Der Müll kann dir zum Verhängnis werden.“

Ich nickte und strich mir eine feuchte, dunkelbraune Locke aus dem Gesicht.

Die Vral erhob sich wieder auf alle Viere und schüttelte ihr Fell, als würde sie gerade von einem Nickerchen erwachen. Dann stürzte sich der menschenfressende kleine Scheißer erneut auf mich und versenkte seine beiden Zahnreihen in meine Stiefelspitze.

Meine Schuhe hatten Stahlkappen, aber trotzdem. Die beiden Babys waren neu. Und sehr teuer. Wer hätte gedacht, dass es so schwierig sein würde, robuste Stiefel mit verstärktem Stahl, einem klobigen Absatz, in dem man viel besser laufen konnte als in Stilettos, und silbernen Schnallen an den Seiten zu finden? Es war mein Trostgeschenk an mich selbst, weil ich mein schönes, altes Leben, das überwiegend aus Partys, Sex und Nickerchen bestanden hatte, an den Nagel hängen musste, als ich erfuhr, dass ich die erste weibliche Rasha oder Dämonenjägerin sein würde. Widerwillig hatte man mich in die Bruderschaft Davids aufgenommen und nun war ich Teil einer schwanzschwingenden Geheimorganisation.

Und ja, auch sie waren nicht begeistert davon, ihre erste Vagina im Team zu haben.

Die Vral ließ mich nicht aus den Augen. Sie gab ein quietschendes Geräusch von sich, als sie ihre Zähne tiefer in das Leder bohrte.

Mein altes Stepptanz-Mantra kam mir in den Sinn. Und Eins, und Zwei, die Gedanken sind frei. Aber ich konnte nichts weiter tun als diese eine Sache. Ich zielte auf den Augapfel der Vral und schirmte mich mit einer Deckenplatte von dem fauligen Eiter ab, der wie in einem Tarantino-Film aus ihr herausspritzte. Der Spritzschutz funktionierte gut, denn nur wenige Tropfen der warmen Flüssigkeit trafen meine Wange. Es kribbelte, aber ich bekam nichts in die Augen oder den Mund. Also Eins zu Null für Nava. Zwei zu Null. Denn der Dämon verendete vor meinen Füßen und verwandelte sich in einen einzigen Fellklumpen.

Nur das leise Scharren von Krallen auf Metall war ein Hinweis darauf, dass ein weiterer Dämon anwesend war. Er stürzte sich mit ausgestreckten Krallen und aufgerichtetem Rückenfell von einem Rohr aus auf mich. Ein Baby-Vral, viel kleiner, aber immer noch tödlich.

Bevor ich auch nur Zeit hatte, nach Luft zu schnappen, schoss Rohans Hand in die Höhe und eine scharfe Klinge schnippte aus seinem Zeigefinger. Bei dieser Bewegung schmiegte sich sein Mantel eng um seine erstaunlich gut definierten Schultern. Seine magischen Kräfte ermöglichten es ihm, diesen Partytrick mit all seinen Fingern ausführen. Zusätzlich war es ihm möglich, eine Klinge auszufahren, die sich wie ein Schirm über seinen ganzen Körper legte. Einmal hatte ich ihn gefragt, warum seine Kleidung nicht jedes Mal zerfetzt wurde, wenn er seine Messer einsetzte. Möglicherweise hatte ich es etwas zu niedergeschlagen gesagt, weil er aufgehört hatte, mir zu erklären, wie man einem Chupacabra ins Gesicht schlägt, und belustigt eine Augenbraue hochzog, als er sagte: „Das ist Magie.“

Jetzt hob er weder den Blick, noch hörte er auf, an seinem blöden Latte Macchiato zu nippen, während er dem kleinen Vral die Klinge in den Hals rammte. Da dies nicht der verwundbare Punkt war, tötete er die Kreatur nicht, aber hielt sie zumindest mitten im Sprung auf.

„Gib's zu. Du bist der Teufel.“ Ich richtete meinen Blick auf die dunkle Ecke, wo ich den Baby-Vral vermutete, aber ich konnte keine weitere Bewegung wahrnehmen.

„Schön zu hören, dass ich während unserer kurzen Bekanntschaft in der Hierarchie der Hölle aufgestiegen bin.“ Mit einer weiteren Handbewegung schnippte Rohan den Dämon zu mir hinüber.

Der kleine Vral plumpste zitternd mit einem nassen Platschen vor meine Füße.

„Behaupte nicht, dass ich dir keine Geschenke mache“, sagte er.

„Das kann ich unmöglich annehmen. Du hast es gefangen. Dann töte es auch.“

Rohan winkte ab. „Ich bestehe darauf.“

Ich klemmte das Baby-Vral unter meinen Füßen ein. Hm. Ich stand hinter ihm, was bedeutete, dass seine Augäpfel auf Rohan gerichtet waren. „Meinem befehlshabenden Offizier zu Diensten.“ Ich konnte mein Kichern kaum unterdrücken, als ich seinen Augapfel mit einem konzentrierten Stromstrahl durchbohrte und den Dämon mit etwas zu viel Elan tötete.

Sein Körper explodierte förmlich. Eine fast unvorstellbare Menge an Eiter, Eingeweiden und Fell flog umher und überschwemmte unsere unmittelbare Umgebung wie die Spritzzone in SeaWorld. Seine verschiedenen Teile verschwanden in der Versenkung, wie es sich gehörte, wenn ein Dämon getötet worden war, aber der Schaden war angerichtet.

Rohan blieb unversehrt. Er sah aus wie ein Gott, während ich den Überresten eines Mülltonnenbrands ähnelte. Eines verdammt klebrigen Mülltonnenbrands voller Dämoneneiter. Unglaublich.

Mit vor Schweiß und Dreck triefendem Haar stürmte ich auf ihn zu, meine Haut und meine Kleidung waren in einem noch schlimmeren Zustand. Ich war entschlossen, ihn dafür bezahlen zu lassen.

Als ich mich ihm näherte, ließ er die Klingen in seiner Hand herausschnippen, um mich abzuwehren.

Ich ignorierte die Drohung, die eigentlich keine war, nahm ihm die Kaffeetasse aus der Hand und trank sie leer. „Mmm, Karamell.“ Langsam und mit Bedacht leckte ich mir etwas Milchschaum von den Lippen und freute mich über Rohans aufgeblähte Nasenflügel. Ja, unsere Anziehungskraft beruhte auf Gegenseitigkeit und wir lieferten uns ein spannendes Spiel darum, wer zuerst blinzelte.

In der Nacht, in der wir uns zum ersten Mal begegnet waren, hatte ich Rohan beschuldigt, ein Dämon zu sein, weil gewöhnliche Sterbliche ohne Photoshop nicht so gut aussehen konnten. Nur die leichte Krümmung seiner Nase, die ihm offensichtlich mehr als einmal gebrochen worden war, trübte seine ansonsten perfekte Erscheinung. Zu dumm nur, dass sein Temperament, das in diesem straffen Paket aus schlankem, muskulösem Oberkörper, dunkelbraunem, sich in dichten, sexy Locken ums Ohr kräuselndem Haar, goldenen Augen, mörderischen Wangenknochen, kantigem Kinn und hellbrauner Haut, die von seiner ostindischen/jüdischen Herkunft herrührte, verpackt war, meinen persönlichen Untergang darstellte.

Ich war ihm voll und ganz verfallen. Seinem prächtigen Schwanz, mit dem ich in den letzten Wochen immer wieder Bekanntschaft gemacht hatte. Was soll ich sagen? Es war es wert.

„Nach Hause, Jeeves.“ Ich warf die Tasse zu dem restlichen Müll auf den Boden. Rohans Seufzer ignorierend, erklomm ich die wackelige Kellertreppe, indem ich zwei Stufen auf einmal nahm, ohne auch nur einen Blick zurück zu werfen.

Ich entschied mich für die Hintertür statt der nähergelegenen Vordertür im Wohnzimmer und durchquerte das abbruchreife Haus. Auch wenn von den armen geschändeten Opfern kaum etwas übriggeblieben war, würde ich für kein Geld der Welt noch einmal die Stätte dieses aus menschlichen Resten bestehenden Buffets durchqueren. Wir Rasha hatten uns bisher ziemlich gut gegen das Böse in der Welt behauptet, aber die nackte Wahrheit war, dass wir nicht immer gewannen. Manchmal starben wir und oft forderte der Kampf unschuldige Opfer.

Ich machte einen großen Bogen um die fleckige Matratze, die an der Küchenwand lehnte und vor Bettwanzen nur so wimmelte. Heimtückische, unaufhaltsame, blutsaugende dämonische Parasiten. Man konnte die Matratzen mitnehmen und mit so viel Wärme behandeln, wie man wollte, diese Bastarde konnten nur mit unserer Hilfe endgültig getötet werden, doch das war keine Dienstleistung, die wir anpriesen. Außerdem sah ich immer wieder den verstümmelten, menschlichen Arm vor mir, mit dem einer der Vral neben der Matratze wie mit einem Spielzeug herumgewedelt hatte, als wir das Haus betraten.

Ein gelber Haftnotizzettel, der an der Hintertür klebte, fiel mir ins Auge. Ich schmunzelte über die Strichmännchen-Frau, die einem muskulösen Strichmännchen „IOW – Ich stehe in deiner Schuld“ sagte. Mein Freund und Rasha-Kamerad Kane Hashimoto erinnerte mich daran, dass ich dafür bezahlen würde, dass er die Leichenteile fortgeschafft hatte. Wahrscheinlich mit teurem Schnaps und Essen. Je länger es dauerte, bis ich im Aufräumen geübt war, desto besser. Brauchst du eine knallharte Jägerin, dann bin ich dein Mädchen. Aber als Hüterin menschlicher Überreste und Blutspenderin? Ich würde so schnell laufen, wie meine Beine es zuließen. Ich zerknüllte den Zettel und ging nach draußen.

Kalter Regen prasselte auf meinen Nacken und bahnte sich seinen Weg an meiner Wirbelsäule hinunter in den Bund meines schwarzen Minirocks und in meine Leggings. Noch mehr Feuchtigkeit drang durch meinen vom Kampf zerrissenen Pullover und durchnässte mich in weniger als einer Minute bis auf die Knochen. Der Regen brannte wie Säure, als er auf die Krallenwunden traf. Ich zuckte zusammen und beschleunigte meine Schritte, wobei meine heftigen Atemstöße die Luft vernebelten.

Ein Märztag in Vancouver und der Regen floss schneller vom Himmel als das Bier in die Kehle eines Studenten. Im Sommer war meine Heimatstadt einer der schönsten Orte der Welt, aber an Tagen wie diesen, an denen der Himmel schwer und grau war und es unaufhörlich regnete, hatte ich das Gefühl, dass Mutter Natur mir die Seele aussaugte. Nicht wörtlich gesehen. Soweit ich wusste, gab es keinen Mutter-Natur-Dämon, weder seelensaugend noch anderweitig, obwohl mich an diesem Punkt nichts mehr überraschen würde.

Rohan stolzierte an mir vorbei, sein Mantel flatterte mit jedem seiner gemessenen Schritte im Wind, und sein einzigartiger Geruch nach Moschus und Eisen betörte meine Sinne. Er kramte die Schlüssel aus seiner Tasche und blieb dann vor dem 67er Shelby stehen, der neben dem Haus parkte. Dieses vollständig restaurierte, zweitürige Muscle-Car mit mitternachtsblauem Lack und weißen Rennstreifen war Rohans ganzer Stolz.

Ich musste einer großen Pfütze ausweichen, um ihn einzuholen, und sehnte mich nach der Wärme des Autos.

Der flüchtige Beobachter mag es süß gefunden haben, wie Rohan einen regelrechten Kokon aus Handtüchern vorbereitete, um mich darin einzuwickeln, aber ich ließ mich davon nicht einlullen. Es ging darum, das Auto zu schützen. Jegliches Gefühl der Wärme oder Behaglichkeit, das diese Geste in mir auslöste, war rein zufällig.

Fröstelnd kuschelte ich mich in die Handtücher und schob mich an ihm vorbei auf den Beifahrersitz. „Was für ein Gentleman.“

Rohan schenkte mir ein wölfisches Grinsen. „Du würdest mich nicht wollen, wenn ich einer wäre.“ Er knuffte mich ins Kinn. Mistkerl. Sogar das Schließen seiner Tür klang wie ein Grinsen.

Ich griff nach dem Sportgetränk, das im Becherhalter auf mich wartete. Meine steifen Finger tasteten nach dem Verschluss, bis ich aufgab und die Kante eines der Handtücher zum Öffnen benutzte. Ich trank die halbe Flasche in einem Zug leer. Jedes Mal, wenn wir Rasha unsere Magie einsetzten, um einen Dämon zu töten, forderte das einen körperlichen Tribut von uns. Das heutige kleine Abenteuer war nichts, was ein paar Elektrolyte nicht wieder in Ordnung bringen könnten, aber es war nicht gerade angenehm, wenn ich mich nach einem epischen Kampf ausgelaugt und erschöpft fühlte.

Rohan startete den Motor und wir fuhren zurück ins Herrenhaus, das der Bruderschaft gehörte und in dem der Dämonenclub von Vancouver residierte. Die Villa, in der ich jetzt lebte.

Nachdem ich mein Getränk ausgetrunken hatte, stellte ich die leere Flasche in den Becherhalter und drehte am Radiosender, bis ich Creep von Radiohead fand. Ich sang mit. „I'm a winnnneeeeer.“

„Es heißt weirdo, du Dummkopf“, sagte Rohan. „Warum sollte er in einem Lied über Selbsthass singen, dass er ein Gewinner ist?“

„Ich dachte, das wäre sarkastisch gemeint. Weißt du was“, ich verfiel in einen schnippischen Tonfall, „ich bin eine Gewinnerin“. Ich drehte die Lüftung so, dass sie mir direkt ins Gesicht blies, und hielt meine Hände hoch, um mehr von der warmen Luft abzubekommen. „Das ist so, wie wenn ich sage: Die Jeans steht dir gut. Es ist so schön, dich wiederzusehen. Ich liebe dich.“

Hätte Rohan die Augenbrauen noch mürrischer zusammengezogen, hätten sie einen V-Ausschnitt gebildet. „Hast du jemals darüber nachgedacht, eine Therapie zu machen?“

Ich schaltete das Radio aus. „Ist das eine ernst gemeinte Frage oder verschwendest du meine Zeit mit Hypothesen?“

Der Imperial March aus Star Wars ertönte. Nicht weil ich so ein großer Fan war, sondern weil die meisten meiner Anrufe in diesen Tagen mit der Bruderschaft zu tun hatten. Die einzigen Personen, die nicht zur Bruderschaft gehörten, waren meine Familie und meine beste Freundin Leonie Hendricks. Sie hatte die Band Flight of the Conchords mit dem Song Too Many Dicks (On the Dance Floor) zugewiesen bekommen – unsere persönliche Party-Hymne, seit wir angefangen hatten, uns in Clubs zu schleichen.

„Die Nummer ist unterdrückt.“ Mein Magen krampfte sich zusammen. Das musste der Anruf aus dem Hauptquartier in Jerusalem sein, auf den ich gewartet hatte.

Rohan bremste vor einer roten Ampel und legte mir ermutigend die Hand in den Nacken. „Du schaffst das.“

„Verdammt richtig“, sagte ich, obwohl ich ein weiteres Klingeln brauchte, um mich zu beruhigen und mich mit einem: „Hallo?“ zu melden.

„Ms. Katz.“ Rabbi Mandelbaum schaffte es, meinen Namen wie eine Beleidigung klingen zu lassen.

„Hallo, Rabbi.“ Meine Stimme blieb neutral, trotz meiner zusammengebissenen Zähne.

„Warten Sie“, fuhr er mich mit seinem russischen Akzent an.

Ich zeichnete einen Schwanz ins Kondenswasser des Fensters.

Die Bruderschaft bestand aus zwei Teilen. Auf der einen Seite waren da die Rasha, die Jäger, die da draußen tatsächlich gegen das Böse kämpften. Sie kamen aus aller Herren Länder und Religionen und waren die Nachkommen der Männer, die König David ursprünglich ausgewählt hatte, um das Böse mit Magie zu bekämpfen. Nicht alle waren jüdischer Herkunft und es war irgendwie interessant zu sehen, wie weit diese ursprünglichen Blutlinien gereist waren.

Dann gab es da noch die Rabbiner, die die Zaubersprüche wirkten, um die Jäger zu finden und anzuwerben. Die Gesamtheit der Rabbiner wiederum wählte sechs von ihnen in die Exekutive, die alles, was mit der Bruderschaft zu tun hatte, leitete und überwachte. Die Exekutive verfügte über eine beträchtliche Macht und Mandelarsch hatte als ihr faktischer Anführer den größten Einfluss von allen.

„Ms. Katz, sind Sie noch dran?“

Ich fügte meiner Zeichnung Hörner hinzu. „Stets zu Ihren Diensten, Rabbi.“

Ich schwöre, ich konnte ihn aus der Ferne mit den Zähnen knirschen hören. „Betrachten Sie dies als Ihre offizielle Erlaubnis.“

Erleichtert lehnte ich mich zurück. Ich hatte auf grünes Licht gehofft, um Rohan und einen anderen Rasha namens Drio Ricci nach Prag, an den Drehort von Hard Knock Strife, zu begleiten. Alles nur, um meinen Dämonenclub-Kollegen dabei zu helfen, den Beweis zu erbringen, dass der Mega-A-Promi Samson King ein Dämon war, der sich die Erniedrigung und den Neid seiner Mitmenschen zu Nutze machte, um seinen Plan, die Weltherrschaft an sich zu reißen, zu verwirklichen.

Bevor ich dem Rabbi dafür danken konnte, dass er mich gehen ließ, verspielte er den halben Punkt, den er in meiner Wertschätzung gestiegen war, indem er hinzufügte: „Tun Sie genau das, was die Männer Ihnen sagen.“

Meine Hand verkrampfte sich um das Telefon und ich schlug mit voller Wucht auf den Knopf für die Sitzheizung.

Rohan hob fragend die Augenbrauen, aber ich schüttelte nur den Kopf. Er massierte meinen Nacken mit beruhigenden, gleichmäßigen Bewegungen.

Jeder gläubige jüdische Mann sprach täglich ein Gebet, in dem er Gott dafür dankte, dass er ihn nicht zu einer Frau gemacht hatte. Doch Rabbi Mandelbaum sprach dieses Gebet mit Sicherheit überschwänglicher als die meisten. Mal abgesehen davon, dass die Bruderschaft ein absolutes Würstchenfest war, seit König David die besten Männer für seinen geheimen Dämonenclub um sich versammelt hatte, sahen viele keinen Anlass dafür, dies nun zu ändern.

Ich musste mich tausendmal mehr beweisen als jeder andere neue Jäger und für die meisten von ihnen würde ich trotzdem nie so gut wie ein Mann sein. Ich hatte erwartet, dass man mich bei dieser Mission an die kurze Leine nehmen würde, aber das war Blödsinn. „Ich werde dafür sorgen, dass ich nicht selbstständig denke.“

Rohan schnaubte und legte seine Hand wieder auf das Lenkrad.

„Gut.“ Mandelarsch hielt inne und ich kochte innerlich. „Die Exekutive wird jeden Ihrer Schritte beobachten.“ Das bedeutete, dass er auf einen Grund wartete, mich zu entfernen – in welcher Form auch immer.

„Ich werde Sie nicht enttäuschen.“

Er verabschiedete sich nicht einmal, sondern legte einfach auf.

Scheiß auf ihn. Alles, was zählte, war, dass ich gehen durfte. „Rate mal, wer offiziell nach Prag fährt?“, jubelte ich.

„Daran habe ich keine Sekunde lang gezweifelt.“ Rohan drückte meinen Oberschenkel. Man könnte meinen, er hätte mir die Kleider vom Leib gerissen und sich an meinem Körper hochgeleckt, wenn man bedenkt, wie seine Berührung das Feuer der Leidenschaft in mir entfachte. Ich war ernsthaft süchtig nach ihm. Eine Sucht auf Interventionsniveau, nur dass ich nicht an Interventionen glaubte. Wenn mich etwas nicht umbrachte, warum damit aufhören?

Ich spreizte die Beine.

Rohan schwenkte den Kopf in meine Richtung. Seine bernsteinfarbenen Augen glühten, bis ihm auffiel, wie dreckig ich war, er eine Grimasse zog und sich wieder auf die Straße konzentrierte.

„Arschloch“, sagte ich.

„Urteile nicht!“

„Aber ich habe keine anderen Hobbys.“

Rohan grinste mich an. „Abgesehen von schlechter Menschenkenntnis, da ich ein Prinz unter den Menschen bin.“ Er deutete auf meine Handtücher. „Siehst du, wie ich dich umsorge?“

Wir hielten vor dem Tor des Dämonenclubs, um gescannt zu werden. Das Haus befand sich in den Southlands auf einem großen Grundstück, das von Wald umgeben war. Von der Straße aus konnte man das dreistöckige, aus grobem Stein gebaute Herrenhaus mit den hohen Fenstern und den zahlreichen Schornsteinen nicht sehen.

„Ich lasse mich von deiner ritterlichen Art nicht täuschen, Snowflake.“ Ich kuschelte mich fester in meinen flauschigen Kokon. „Ich weiß, dass es dir um das Auto geht und nicht um mich.“

Sein verärgerter Seufzer war das einzige Anzeichen dafür, wie sehr er diesen Spitznamen hasste. Die Abkürzung für Emo Snowflake war eine Hommage an die Emo-Rockband Fugue State Five, deren grüblerischer Leadsänger er in seinen späten Teenagerjahren gewesen war. Oder genauer gesagt, der die Weltcharts dominierende musikalische Moloch, den er angeführt hatte.

Dass er vor etwa drei Jahren im Alter von zwanzig Jahren, als er zum Jäger ernannt wurde, damit aufgehört hatte, schien seinem gewaltigen Ego keinerlei Schaden zugefügt zu haben. Allerdings hatte er die grafischen T-Shirts, das platinfarbene Haar und den Eyeliner zugunsten eines besseren Modebewusstseins und der Rückkehr zu seiner natürlichen Attraktivität aufgegeben.

Das schwarze, schmiedeeiserne Tor, das in den dicken Steinzaun eingelassen war, schwang lautlos auf.

„Warum sollte ich meine Ritterlichkeit verschwenden, wenn ich nicht einmal mit einem Kuss belohnt werde?“ Rohan war sehr verärgert darüber, dass ich mich weigerte, ihn auf die Lippen zu küssen, sei es beim Sex oder bei anderen Gelegenheiten. Um mit einem Wort zu beschreiben, was wir hatten: Affäre. Dies war die Summe unseres Beziehungsstatus‘ und somit keinen Kuss wert.

Seltsamerweise verletzten meine Grenzen seine kontrollsüchtige Natur.

Der Regen wurde stärker und peitschte auf das Auto.

„Als ob du mit den vielen Mädchen, die du in deiner Rockstarzeit gevögelt hast, süße Küsse ausgetauscht hättest.“

Mit voll aufgedrehten Scheibenwischern jagte Rohan den Wagen die lange, kurvenreiche Auffahrt hinauf, vorbei an gepflegten Gärten und Wäldchen mit Erdbeersträuchern und Zedern. „Du vergleichst das mit uns mit Tour-Sex?“

„Wir haben nur eine Affäre.“ Ich konzentrierte mich auf die Linie, die von seinem Bizeps zu seinem Brustmuskel zurück zu seinem Bizeps verlief. Das gab ein besseres Panorama als alles, was man draußen sehen konnte.

Rohan hielt den Wagen so schlagartig vor dem Haus an, dass mein Schädel nach hinten gegen den Sitz schlug. „Das waren einmalige Ficks. Ohne Wiederholung.“

Ich warf ihm einen bösen Blick zu und rieb mir den Hinterkopf. „Das macht doch keinen Unterschied.“

„Ach nein?“ Sein Ton klang lässig, aber ich zog den Kopf ein, um seinem eiskalten Lächeln auszuweichen.

Dann drückte ich mich sicherheitshalber gegen die Beifahrertür. „Rüstest du dich für eine Großoffensive?“

Rohan stellte den Motor ab. Der Regen prasselte auf das Dach und schwarze Gewitterwolken schienen aus allen Richtungen heranzuziehen. „Wenn ich jemals einen Großangriff starten sollte, werde ich keine Gefangenen machen“, sagte er.

Das würde ich ihm auch nicht raten.

Ich ließ das Handtuch auf den Sitz fallen und warf schwungvoll meinen Kopf hin und her, wobei meine prallen C-Körbchen im Mittelpunkt standen. Obwohl ich immer noch mit Dämonenschleim bedeckt war, sah mich Rohan an. Ich beugte mich zu ihm hinüber und fuhr mit einem Finger über seine Brust. „Kein Pardon. Keine Gnade.“

Ich hatte gedacht, dass unsere Anziehung auf Gegenseitigkeit beruhte und unser ständiges Tauziehen ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen wäre, bis ich Rohan in voller Rock-Gott-Montur gesehen hatte, als er sich auf unsere bevorstehende Reise nach Prag und seine Rückkehr ins Rampenlicht vorbereitete. Da war mir klargeworden, dass mein heißer Fickkumpel nur mit mir im Kinderbecken planschte, weil er Lust dazu hatte, und dass das tiefe Wasser wieder nach ihm rief.

Ich hatte zwei Möglichkeiten: A) den vernünftigen Weg zu gehen und den atemberaubenden Sex-Teil zu beenden oder B) meinen Einsatz zu verdoppeln. Im Tierreich war das Herausfordern eines Alphatiers eine gute Methode, sich die Kehle aufreißen zu lassen. Bei diesem perversen Exemplar galt diese Art von Dominanzkampf nur als Vorspiel. Die Sache ist die: Obwohl er sich über mein Kussverbot aufregte, sah ich meine Fälle noch nicht davonschwimmen. Nach der langen Durststrecke meiner sexuellen Eskapaden war Rohan eine Oase, die ich am liebsten leergesaugt hätte. Da ich gerade erst begonnen hatte, meinen Durst zu stillen, würde ich auf keinen Fall diejenige sein, die als erste das Handtuch warf.

Rohan stoppte meine Hand, bevor sie seine Jeans erreichte. Er hielt sie fest.

Ich begegnete seinem festen Blick, obwohl sich meine Lunge zwei Nummern zu klein anfühlte. Nur weil ich mich weigerte, mich ihm zu beugen, hieß das nicht, dass es mir leichtfiel. Dennoch zitterte ich in köstlicher Erwartung dessen, was er als Nächstes tun würde – zum Beispiel mich in sein Zimmer schleifen und sich auf sieben verschiedene Arten an mir vergehen. Vielleicht würde er mich aber auch im Pool ertränken und dann im Wald vergraben. In Anbetracht des wilden Funkelns in seinen goldenen Augen lag alles im Bereich des Vorstellbaren.

In diesem Moment vibrierten unsere Handys und wir erhielten gleichzeitig eine Nachricht von Drio: Kommt verdammt noch mal rein.

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